Grabsteinnummer 210 (Potsdam)



Zeile Inschrift Deutsche Übersetzung
1 Dem Andenken
2 des Kantors der jüdischen Gemeinde
3 zu Potsdam
4 des Herrn J. N. Heim
5 geb. zu Posen im Februar 1803,
6 gest. 3. Novbr. 1865.
7 nach 36 jähriger amtlicher Wirksamkeit hierselbst
8 von seinen Freunden gewidmet
9 עדה המצבה Zeugnis sei diese Stele,
10 הקימוה נדיבי עם למזכרת אהבה לכבוד die die edlen Wohltäter des Volkes aufgestellt haben zum liebenden Andenken, zur Ehre
11 ה''ח ר' יקוב בן מה''ג נתן היים des gelehrten Herrn Jakob, Sohn unseres großen Lehrers Natan Chajim,
12 אשר עמד לבני העדה ישרת בקדש באמונה der aufrecht und verlässlich für die Gemeindschaft vor dem Heiligen stand,
13 פה קהלתנו פאטסדאם תפירת יה בשלשים שש שנים unserer hiesigen Gemeinde Potsdam das Gebet zum Ewigen (über) 36 Jahre (sprach).
14 נולד ל''ק פאזען תקס''ג לפ''ק Er wurde seiner Gemeinde Posen 563 n.kl.Z. geboren
15 ונפטר בשם טוב י''ד מרחשון תרכ''ו לפ''ק und starb in gutem Namen am 14. Marcheschwan 626 n.kl.Z.
16 ירה חצי הבית ויחצב פה קבר Er lehrte das halbe Haus. Und hier wird ein Grab eingehauen
17 לצור נאמן ומורה דרך לעלתו zu seinem Fels, (für) einen zuverlässigen Lehrer auf dem Weg in seine Höhe.
18 עת נפגע קלהו שבר על שבר Die Zeit verletzte ihn, er wurde erniedrigt Schlag auf Schlag.
19 כ' שדהו אהליו בשבט עברתו Sein ehrenwerter Name, sein Feld, seine Zelte mit der Rute seines Grimms,
20 קרנו תרום עת כ' גבר לעשות חיל sein Horn (Ruhm) erhebe den geehrten Mann, Tüchtiges zu vollbringen,
21 לקרא לאביונים ולאסורים פקדה הזה nach den Armen und Gefangenen dieser Order zu rufen.
22 :בלה בשרו ועורו ימקו בהשבת ליל Verfallen ließ er sein Fleisch und seine Haut, sie vergingen bei Anbruch der Nacht des Schabbats.
23 אבן בשמתו במקום שם מצאה מנוח Ein Stein in seinem Namen an einem Ort, wo er Ruhe findet.
24 תנצב''ה Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.

Kommentare zu den einzelnen Zeilen

  • Zeile 5: Stadt in der preußischen Provinz Posen, heute Poznań.
  • Zeile 9: vgl. 31,52.
  • Zeile 13: Es muss תפילת heißen, für -Gebet-.
  • Zeile 15: vgl. Ab 4,17.
  • Zeile 16: vgl. Jes 22,16; gemeint ist hier die Gemeinde.
  • Zeile 17: vgl. Ps 68,19.
  • Zeile 18: Es muss נקלה heißen, für -verletzte ihn-, vgl. Jer 4,20.
  • Zeile 19: vgl. Klgl 3,1.
  • Zeile 20: vgl. Ps 112,9.
  • Zeile 22: vgl. Klgl 3,4.

Angaben zum Stein

  • Qualität: Stein ist ok
  • Material: Marmor
  • Höhe (cm): 280
  • Sprache: Deutsch und Hebräisch
  • Stein: Stele auf einem hohen Doppelsockel aus Cottaer Sandstein; oben zwei gegeneinander gestellte Voluten mit einer stilisierten Palmette als Akroterion. Über einem umlaufenden Gesims ein Rosettenfries; beschädigt. Die rechteckige Schrifttafel in einer fensterartigen Vertiefung mit brüchigem Rahmen. An der Seite die Grabstein-Nr. 7.  
  • Anmerkung: Die verwendeten Gesteine sowie die Ausführlichkeit der Inschrift und die Höhe machen dieses Grabmal zum Einzigen seiner Art im zweiten Beerdigungsabschnitt des Friedhofs. 1830 Anstellung von Jakob Heim als Hilfskantor von Michael Aron und dann dessen Nachfolger; vgl. Nr. 139. Neben dem Grab konnte das Grab seiner Tochter Therese Heim lokalisiert werden, es erhielt die Nr. 210+1.
  • Quelle: Geißler-Grünberg, Friedhof. Dokumentation, Bd. 2, S. 263f.

Angaben zu den Personen

    1. Person:

  • Nachname: Heim
  • Vorname: Jakob
  • Jüdischer Vatername: Natan Chaijm
  • Geburts-/Heimatort: Posen
  • Geburtsdatum: 03.02.1803
  • Sterbeort: Potsdam
  • Sterbedatum: 03.11.1865
  • Beruf: Kantor, Lehrer
  • Funktion: Seelsorger, Lehrer, Kantor, Schächter, Gemeindediener, Kassenverwalter
  • Familie: Ehemann von Sinai, geb.Loewy, aus Joachimsthal. Vater von 8 Kindern: u.a. Therese Heim u. Dr. med. Alexander Heim.

    2. Person:

  • Nachname: Heim
  • Vorname: Therese
  • Jüdischer Vatername: Jakob
  • Geburts-/Heimatort: Potsdam
  • Geburtsdatum: 28.04.1843
  • Sterbeort: Potsdam
  • Sterbedatum: 11.03.1861
  • Funktion: Kind
  • Familie: Tochter von Sinai u. Jakob Heim.